Und immer die Wüste

Die ewige Liebe segne dich.
Sie erfülle deine Füße mit Tanz
und deine Arme mit Kraft.
Sie erfülle dein Herz mit Zärtlichkeit
und deine Augen mit Lachen.
Sie erfülle deine Ohren mit Musik
und deine Nase mit Wohlgerüchen.
Sie erfülle deinen Mund mit Jubel
und dein Herz mit Freude.
Sie schenke dir immer neu die Gnade der Wüste.
Stille, frisches Wasser und neue Hoffnung.
Sie gebe uns allen neu die Kraft,
der Hoffnung ein Gesicht zu geben.
Es segne dich die ewige Liebe.

Irischer Segensspruch

„Die Gnade der Wüste“: Wenn du schon einmal dort warst, wirst du das Bild verstehen. Nach Schreiben ist mir in diesen Tagen nicht so sehr, aber ein paar Bilder gebe ich dir gern mit auf den Weg in das noch junge Jahr. Ich habe sie im November in Marokko, unweit der algerischen Grenze, aufgenommen. Vor einem Jahr war ich in der Gegend schon einmal Teil einer Karawane gewesen, hatte mich in die wunderbaren Dromedare verliebt, die uns tagelang geduldig durch Geröll und Sandmeere begleiteten, und die Weite und Stille genossen, die uns umgab. In den alten Beiträgen findest du die passenden Worte auch zu den neuen Bildern.

Zarte Geflechte

häng deine luft an die ohrringe der häuser
oder an die reste der preisungen
du bist beladen mit meer
deine tiefe ist blau
deine feuchte hand
ist rausch
oder
ist nicht

Mohammed Bennis: Ohrringe

Aus: „Die Farbe der Ferne“, Moderne arabische Dichtung, herausgegeben und übersetzt von Stefan Weidner, München 2000

„Auf Reisen gleichen wir einem Film, der belichtet wird. Entwickeln wird ihn die Erinnerung“, schrieb Max Frisch. Meine Erinnerung hat gerade offenbar das Bedürfnis zu ordnen: im vergangenen Beitrag geometrische Formen, in diesem allerlei Filigranes – Altes und Neues, von drinnen und draußen, immer noch aus Marokko. Kommt gut ins neue Jahr!

Ein Kreis ist ein Kreis

Ein Dreieck hat drei Ecken. Ein Quadrat hat vier Ecken. Ein Rechteck auch. Ein Kreis hat gar keine Ecken. Das nennt man Geometrie.

Geometrie kann sehr sinnlich sein.

Sie passt unter Umständen sogar zu Turnschuhen und Schlappen.

Manchmal verbindet sie sich mit Ranken und kalligrafischen Inschriften. Das nennt man islamische Kunst.

Wie kann etwas so strukturiert streng sein…

… und gleichzeitig so verspielt?

Ob das immer so weiter geht?

Was mag die Schöne in all der Pracht sehen? Wirklich nur sich selbst? Fragen über Fragen…

Farben des Orients

Ich schreibe nicht in Blau
damit das Meer nicht austrocknet
Ich schreibe nicht in Grün
damit der Garten nicht verdorrt
Ich schreibe nicht in Rot
damit kein Blut fließt
Ich schreibe in Schwarz
damit die Nacht vergeht

Huda Ablan: Farben

Aus: „Die Minze erblüht in der Minze“, Arabische Dichtung der Gegenwart, herausgegeben von Ilma Rakusa und Mohammed Bennis, München 2007

Doch nun lauscht den Bildern und hört die Geschichten, die sie erzählen…

Der Weg zu Alis Tor

Heute möchte ich euch von einer Gegend erzählen, die hierzulande kaum bekannt ist – und dabei von atemberaubender Schönheit: Mit durchschnittlich nur 200 mm Niederschlag im Jahr ist das Saghro-Gebirge eine der unwirtlichsten Regionen Marokkos. Die Steinwüste erstreckt sich südlich der „Straße der 1000 Kasbahs“ zwischen dem Oasental des Draa im Westen und dem Oasengebiet von Tafilalet im Osten und geht nach Süden in die Kies- und Schotterwüsten der Sahara über.

Das 200 bis 500 Millionen Jahre alte Djebel-Saghro-Massiv fasziniert durch die Klarheit von Formen und Farben: bizarr erodierte Felsen, Steine und Kiesel in Schwarzbraunrot, die auf das Schönste mit dem kristallblauen Himmel kontrastieren. Knorrige Wacholderbäume neigen sich in Windrichtung.

Wir wollen das Massiv zu Fuß durchqueren: über mehrere Zweitausender, vorbei an markanten Felstürmen, durch wilde Schluchten. Ausgangspunkt der viertägigen Trekkingtour ist die Oase Tagdilt am Nordrand des Djebel Saghro. Als wir dort eintreffen, ist unser Begleitteam bereits da: Berber vom Volk der Atta. Die Mulis, die Gepäck und Ausrüstung, Wasser- und Lebensmittelvorräte tragen werden, grasen friedlich im weicher werdenden Licht des späten Nachmittags.

In den tief eingeschnittenen Tälern des Saghro-Gebirges betreiben die Ait Atta bescheidene Landwirtschaft. Auf ihren Feldern gedeihen Weizen, Gerste, Henna, Mandel- und Walnussbäume. Die traditionelle Lebensgrundlage des Nomadenvolks aber ist die Wechselweidewirtschaft. Im Winter weiden sie ihre Ziegen und Schafe in der Sahara südlich der Berge. Im Frühjahr treiben sie die Tiere auf die Hänge des Djebel Saghro. Sind auch die abgeweidet, ziehen sie weiter in den Hohen Atlas, der nach der Schneeschmelze neue Weidegründe bietet.

Die Ait Atta, die sich auf einen gemeinsamen Ahnen Dadda Atta berufen, haben eine lange Geschichte in den Bergregionen des südlichen Marokko. Als die Araber mit der Ausbreitung des Islam ins Land kamen, waren sie und andere Berberstämme längst da. Im 16. Jahrhundert wurden sie zu einer starken politischen Kraft in der Djebel-Saghro-Region. Sie stritten für ihre Unabhängigkeit und widerstanden auch den Franzosen, unter deren Protektorat fast ganz Marokko damals schon seit Jahren stand, bis 1933.

Die Mulis sind beladen, unsere Wanderung kann beginnen. Von der Oase Tagdilt in 1.600 m Höhe folgen wir nach zuerst mäßigem Anstieg einem Serpentinen-Weg hinauf zum Tizi-n-Tazoughat (2.200 m, Tizi = Pass). Die Mittagspause verbringen wir mit Blick auf die Gipfel des Hohen Atlas, die sich wie ein Band entlang dem Dades-Fluss ziehen. Unser Koch, der aus dem Hohen Atlas stammt, zaubert eine herrliche Salatplatte, die wir auf den blauen Schaumgummimatten verspeisen, die uns in den nächsten Tagen als Sitzgelegenheit, als Schlafunterlage und später in der Wüste auch als Reitsattel dienen werden.

Bergan wandern wir nach der Pause zum nächsten Pass, dem Tizi-n-Iferd (2.500 m). Bald wird die Sicht frei auf den höchsten Berg im Saghro-Massiv, den Amalou n’Mansour (2.712 m). Aber für uns geht es jetzt bergab zu unserem ersten Lagerplatz in 2.200 m Höhe nahe einer kleinen Quelle. Das freundliche Begleitteam ist bereits dabei, die Zelte aufzubauen, in denen wir uns in der folgenden Nacht der mit der Hanglage verbundenen Schwerkraft entgegenstemmen werden.

Unser erstes Ziel am nächsten Tag ist der Aussichtsberg Kouaouch (2.592 m), den wir über ein Plateau erreichen. Der Gipfel bietet eine grandiose Rundumsicht ins Saghro-Gebirge und auf den Hohen Atlas.

Zwischen gewaltigen Tafelbergen wandern wir später, als führe der Weg zwischen lauter Festungen und Burgen hindurch.

Senkrechte Felswände wirken wie unbezwingbare Mauern, Felspfeiler wie die Zinnen einer Burganlage.

Das Gestein leuchtet mal in Gelb, Orange und Rot, dann in allen Schattierungen von Ocker bis Braun.

Am Ende eines langen Tages treffen wir in der Oase Igli (1.700 m) ein und finden die Zelte abermals bereits aufgebaut vor. Welch ein Luxus nach dem strammen Abstieg, der meine Knie ordentlich gefordert hat!

Die Oase Igli ist von Nomaden besiedelt, die in dem kargen Weideland von der Schaf- und Viehzucht leben. Alle paar Wochen werden die Zelte verlegt, damit die Tiere genügend Nahrung haben. Apropos Nahrung: Unser Koch zaubert wieder einmal ein köstliches Mal, das wir auf den Matten im Gemeinschaftszelt einnehmen: Gemüsesuppe, Tajine, Obst zum Nachtisch und dazu ein starker süßer Tee. Schon bald ist die nötige Schlafsack-Schwere erreicht.

Von Igli wandern wir anderntags hinunter in ein Tal, das sich zur wilden Afourar-Schlucht verengt. Unterwegs kommen wir durch kleine Berber-Siedlungen, in denen ähnlich wie in der Igli-Oase bescheidener Ackerbau betrieben wird. Der Afourar führt Wasser; ein paar Mal sehen wir Frauen, die im Fluss ihre Wäsche waschen.

In der engen Schlucht müssen wir immer mal wieder das Flussbett queren.

Die Formationen des Gesteins lassen uns Mal um Mal staunen. Ebenso wie die Farben um uns herum: Grün wie Kupfer, Rot wie Eisen, Gelb wie Schwefel.

Schließlich weitet sich die Landschaft, der Blick schweift über von Orgelpfeifen aus Sandstein gesäumte Höhenzüge. Wir nähern uns unserem Lagerplatz beim Bab’n’Ali, dem „Tor von Ali“ (1.380 m) – zwei markanten, nebeneinander stehenden Felstürmen inmitten der imposanten Bergkulisse nördlich von Nekob. Der Nachmittag steht zur freien Verfügung. Peter will zurück zum „Pool“ in der Afourar-Schlucht, Dieter, Gunnar und ich nehmen den Gipfel in unserem Rücken in Angriff – noch einmal 500 Höhenmeter sind es bis dort –, der Rest der Gruppe beschließt, im und um das Lager herum zu faulenzen.

Ich lasse es nach 300 gerölligen Metern hinauf gut sein und genieße von dort die spektakuläre Aussicht auf das klein gewordene „Tor von Ali“ im sanften Nachmittagslicht.

Von meinem Ausguck kann ich fast den kompletten Weg der vergangenen drei Tage überblicken. So weit sind wir gelaufen! Und so schön und abwechslungsreich ist die Landschaft!

Noch lange ist einer der mächtigen Türme von Alis Tor zu sehen, als wir am nächsten Tag zu unserer letzten Etappe im Saghro-Gebirge aufbrechen.

Durch weite Landschaften wandern wir in ständigem Auf und Ab bis zur Oase Ighazoune (1.300 m). Am Ende wird der Weg öde und heiß und wir freuen uns, dass wir die letzten Kilometer mit Jeeps zu unserem Nachtquartier, einem netten Berberhaus in Tifrite, gefahren werden.

Am Abend heißt es Abschied nehmen von unseren Begleitern von den Ait Atta. Saha! Viel mehr haben wir in der Berber-Sprache Tamazight nicht sprechen gelernt: Danke!

Alle Wetter!

p1170376Die Wüste ist ein heißer Ort, an dem es sehr kalt wird. Selbst im Winter brennt die Sonne oft vom Himmel, aber kaum ist sie untergegangen, wird es schlagartig kalt, weil die Wolken fehlen, um die vom Boden abstrahlende warme Luft zu reflektieren. Temperaturunterschiede von 20 und mehr Grad sind an der Tages-Ordnung. Es empfiehlt sich eigentlich immer, irgendeine Kopfbedeckung zu tragen: mal gegen die Sonne, mal gegen die Kälte, manchmal auch gegen Wind und Sand. Nachfolgend eine kleine modische Auswahl aus Marokko:

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Hommage an das Kamel

p1170424Ich bin Reiterin. Nie hätte ich es für nötig befunden hinzuzufügen, was ich reite. Pferde natürlich. Je temperamentvoller, desto besser. Auf Reisen hatte ich auch schon mal Esel oder Maultiere unter dem Sattel. Die sind zwar manchmal etwas störrischer, funktionieren aber im Prinzip wie Pferde. Aber so ein Kamel…

p1170325Meine ersten Begegnungen mit dem Wüstenschiff als Reittier waren literarischer und cineastischer Natur. Karl May natürlich, Lawrence von Arabien und – besonders eindrücklich – Tschingis Aitmatows großer Roman „Ein Tag länger als ein Leben“, von dem mir vor allem jene Szenen in Erinnerung geblieben sind, in denen der alte Edige auf seinem Kamelhengst Karanar durch die Steppe der früheren Sowjet-Republik Kirgisien reitet. In einer kleinen Bahnstation ist ein Arbeiter gestorben, Edige will ihm nach alter Sitte die letzte Ehre erweisen. Nicht so einfach, denn der Weg führt mitten durch militärisch abgeschirmtes Gebiet. Von einem nahe gelegenen Kosmodrom starten mehrere Raketen. Amerikaner und Russen sind geschockt, wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen. Die russische Erstausgabe erschien 1981, ebenso die erste Übersetzung ins Deutsche unter dem Titel „Der Tag zieht den Jahrhundertweg“. 1990 erweiterte Aitmatow den Roman um fast ein Drittel. Wie gesagt, ich erinnere mich vor allem an das Kamel in der Steppe:

p1170654„Auf seinem Karanar thronend, ritt Schneesturm-Edige voran, wies die Richtung nach Ana-Bejit. Weit ausschreitend ging unter ihm Karanar, immer mehr sich in den Rhythmus des Marsches hineinfindend. Für einen Kenner war Karanar besonders schön beim Laufen. Der Kopf des Kamels auf dem stolz gebogenen Hals schien über Wogen dahinzugleiten, blieb fast unbeweglich, während die langen, sehnigen Beine die Luft durchschnitten, auf der Erde unermüdlich Schritt um Schritt zurücklegten. Edige saß zwischen den Höckern – fest, bequem und sicher. Er war zufrieden, dass Karanar nicht angetrieben werden musste, dass er leicht und feinfühlig die Hinweise seines Herrn befolgte.“

p1170602So rund lief es durchaus nicht immer zwischen Herr und Tier: „Er (Edige) schritt zur Koppel, wo Schneesturm-Karanar, den er von der Weide hergetrieben hatte, an der Leine stand und böse aufbrüllte. Sah man davon ab, dass Karanar zweimal wöchentlich mit der Herde zu dem Brunnen am Pumpenhaus kam, um sich satt zu trinken, so lief er fast die ganze Woche Tag und Nacht frei herum. Er gehorchte nicht mehr, der Bösewicht, und jetzt verlieh er seiner Unzufriedenheit Ausdruck; wütend riss er das scharfzahnige Maul auf, wenn er von Zeit zu Zeit losschrie: Es war die alte Geschichte – an Unfreiheit muss man sich erst wieder gewöhnen.“

p1170565Aufmerksamen Lesern wird nicht entgangen sein, dass der feurige Karanar ein zweihöckriges Kamel ist, ein sogenanntes Trampeltier. In Marokko waren wir mit Dromedaren unterwegs, den einhöckrigen Verwandten. Auch sie gebärdeten sich bisweilen ziemlich wild beim Aufzäumen, bleckten die Zähne und brüllten wie ein Rudel Löwen. Mehr als einmal fürchtete ich um Hände und Nacken von Ibrahim und Hamou, unseren beiden Chameliers. Mit seinem langen Hals hat ein Dromedar doch eine ganz andere Reichweite als ein Pferd.

p1170566Auf dem Hals ruht ein Kopf mit wunderbar langwimprigen Augen, aus denen das Tier wahlweise arrogant, beleidigt oder unbestimmt verschmust in die Welt schaut, als könne die ihm nun wirklich gar nichts Neues mehr bieten. Tatsächlich ist es ja auch so, dass das Kamel bereits alles hat, was es und mit ihm die Menschen in seinem Gefolge in den Wüstenregionen dieser Erde zum Überleben brauchen. Die langen Wimpern und die kleinen behaarten Ohren zum Beispiel verhindern das Eindringen von Sand und Staub. Die schlitzförmigen Nüstern schließen sich bei Sandsturm gleich ganz. Und mit seiner gespaltenen Oberlippe kann das Kamel selbst dornige Zweige abreißen und mit viel Speichel im Maul zermalmen, ohne sich zu verletzen. Knie, Ellenbogen und Brustbein sind schildförmig verdickt, um beim Sitzen die Gelenke zu schonen und die Bodenhitze von der Bauchhöhle abzuhalten. Tellerförmig gespreizte Füße verhindern das Einsinken im weichen Sand, dicke schwielige Sohlen schützen gegen scharfkantige Steine und heißen Boden. Ein Kamel kann in einer Viertelstunde 200 Liter Wasser saufen, die in mehreren Vormägen eingelagert werden und dort wochenlang zur Verfügung stehen. Es kann seine Körpertemperatur regulieren um nicht zu schwitzen und saugt überhaupt jedes Fitzelchen Flüssigkeit aus allem heraus. Selbst seine Kötel sind aufs Äußerste komprimiert und machen beim Fallen auf lehmigen Grund leichte Klackklack-Geräusche.

p1170418Wahrscheinlich fragt sich der eine oder die andere inzwischen, wie es denn nun ist, ein Dromedar zu reiten und wo genau man überhaupt sitzt. Eine Position zwischen den Höckern wie bei Schneesturm-Karanar gibt es schließlich nicht. Bei den Tieren unserer Karawane war der eine Höcker mit einem Gestell komplett umpolstert. Auf die Gestelle waren Schaumgummimatten gebunden, die uns im Lager auch als Sitzkissen und Schlafmatten dienten. Auf den solcherart ausstaffierten Dromedaren hockt man weit hinten, praktisch hinter dem Höcker. Mit mehr oder weniger weit gespreizten Beinen, abhängig von der Physiognomie des Tiers und davon, ob es neben dem Reiter noch weitere Lasten zu tragen hat, die gegebenfalls in großen Taschen zu beiden Seiten des Gestells befestigt werden. Weich sitzt es sich in jedem Fall. Und während das Wüstenschiff ausschreitet, fließt der Reiter in großen Wellen vor und zurück. Irgendwie meditativ fühlt sich das an, beinahe ein wenig entrückt, was auch an der Höhe liegen mag. Rückenmassage inklusive. Ob das jetzt reiten ist oder eher sich tragen lassen – schließlich führten Ibrahim und Hamou die Tiere am Strick – wer will das gewichten?

p1170362Ein Kamel ist kein Pferd, soviel ist sicher, aber ebenfalls äußerst faszinierend. Same same but different. Und ab jetzt träume ich davon, einmal auf einem Kamel im gestreckten Galopp den Wind zu überholen.

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Die Karawane zieht weiter

p1170552… und immer weiter. Über sandige Flächen und Geröll. Durch ein Trockental. Steinige Plateaus und kleinere Dünenzonen wechseln sich ab. Geschickt leiten uns die Kamelführer durch das Niemandsland. Den ganzen Tag durch tiefen Sand zu laufen wäre viel zu anstrengend für Mensch und Tier.

… und immer weiter. Mittags rasten wir irgendwo im Schatten einer Tamariske. Am späten Nachmittag schlagen wir unsere Zelte auf. Vor uns ein Meer aus Sand, dessen Kämme im weicher werdenden Licht des verlöschenden Tages zuerst in warmen Gold- und Orangetönen, später in zartem Rosa leuchten. Hinter der massiven Bergkette im Hintergrund liegt bereits die algerische Sahara. Allmählich beginnen wir zu ahnen, wie unermesslich groß diese Wüste ist.

… und immer weiter. Durch eine Pfannkuchen-flache lehmige Ebene zum ausgetrockneten Flusstal des Draa. Der Draa ist mit 1.100 Kilometern der längste Fluss Marokkos, führt aber in normalen Jahren schon ab Zagora kein Wasser mehr. An einer verlassenen Oase erkennen wir, dass die Gegend früher einmal fruchtbarer gewesen sein muss. Sieht man von ein paar Tropfen vor wenigen Wochen ab, die feine Muster in dem brüchigen Untergrund hinterlassen haben, hat es hier zuletzt vor zwei Jahren geregnet.

… und immer weiter. Durch weite Ebenen, hinter denen sich die bis zu hundert Meter hohen Dünenmassive des Erg Chegaga erheben. An ihrem Fuß werden wir unsere letzte Nacht in der Wüste verbringen.

Die Karawane zieht weiter. Und immer weiter. Aber schau selbst.

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