Kann sein, meine Friseurin ist norddeutscher als ich. Seit ich sie kenne, verbringt sie ihre Urlaube an der Ostsee, meist in Schleswig-Holstein, mit Vorliebe auf Fehmarn. Sie war auch schon im Klützer Winkel und auf dem Darß, aber beides mochte sie nicht so. Weil man da nicht so weit gucken kann, sagt sie.
Ich muss wohl ein bisschen blöde (aus der Wäsche) geguckt haben, jedenfalls fügte sie noch hinzu: „Naja, nicht nach allen Seiten eben.“ Stimmt. Wenn man sich umdreht, vom Wasser weg, guckt man in Mecklenburg-Vorpommern oft gegen Bäume.
Der Wald direkt an Stränden und Steilufern ist ja gerade das Besondere an diesem Abschnitt der Ostseeküste. Ja, nickt die Friseurin, schon klar, aber sie fühle sich mit den vielen Bäumen im Rücken halt irgendwie eingeengt.
Dass man an den Küsten von Nord- und Ostsee schon am Montag sehen könne, wer am Sonntag zum Kaffee kommt, ist natürlich eine böswillige Übertreibung süddeutscher Urlaubsgäste, aber das Bedürfnis nach Weite, das ja viel mehr ist als der Wunsch danach, das saugt der typische Norddeutsche wohl tatsächlich bereits mit der Muttermilch auf.
Mag sein, dass meine Friseurin ein bisschen stärker gesaugt hat als ich. Denn mich begeistern all die Nadel-, Laub- und Mischwälder an den Küsten Mecklenburgs und Vorpommerns: der Gespensterwald in Nienhagen ebenso wie die bizarr geformten Windflüchter am Darßer Weststrand, der Buchenwald auf Rügens Kreidefelsen ebenso wie der Usedomer Küstenwald.
Die Fotos dieses Beitrags habe ich von einem Ausflug in den wilden Westen des Darß mitgebracht, der an einem sonnigen Wintertag beinahe etwas Südseeflair gewinnt – sobald der Wind die Wolken aufs weite Meer hinausgepustet hat.
Das 1. Foto wirkt gleich mal unwirklich: Ich dachte zunächst an einen Reisigabfall.
Nee, nee, Abfall ist da gar nichts. Auch was ab-stürzt oder um-fällt, weil sich das Meer wieder ein Stück weiter ins Land gefressen hat, behält seinen Platz und seine Schönheit.
Ooooo! Nee, also, ein paar Bäume dürfen es bei mir auch sein, sie geben der Weite den Rahmen. Deine sind allerdings weit mehr als nur ein Rahmen, besonders der gewaltige Tor-Doppelbaum hat es mir angetan.
Interessant, dass du das Tor ansprichst, Gerda. Ich habe es auch sehr lange betrachtet und mich gefragt, was die beiden Stämme bewogen haben mag, sich so unauflösbar miteinander zu verbinden. Eines Tages werden sie auch gemeinsam fallen.
Liebe Maren, ich liebe den Darß, dreimal war ich schon dort und auch an anderen Strecken der Ostsee, ich mag die Wälder auf der einen Seite, die See auf der anderen, aber was auf dem Darß besonders war, ist dass dort die Ostsee wilde Wellen schlägt…
wunderbare Baumbilder und Meerbilder hast du uns mitgebracht – danke dafür –
und jede und jeder fühlt sich in anderen Landschaften wohl 😉
herzliche Grüße, Ulli
Wie wahr, liebe Ulli. Menschen fühlen sich in unterschiedlichen Landschaften wohl. Aber ich verstehe meine Friseurin so gut, dass ich nicht übel Lust hätte, einmal von der dänischen bis zur polnischen Grenze an der Ostsee entlang zu wandern, um den Unterschieden im „Norddeutschen“ noch stärker nachzuspüren.
Ich muss ganz eindeutig auch einmal da hinauf …..
Ich freue mich jetzt schon auf deine Reiseeindrücke.
Haha, andere Länder, andere Sitten. – Wunderschöne Fotos! Die locken auch den Alpenrandbewohner.
Lieber Holger, beim Schreiben dieses Beitrags habe ich an dich gedacht – und an deine Sorge, der weite norddeutsche Himmel könne dir auf den Kopf fallen… 😉
Zauberschöne Fotos des Ostseeufers, die auf Winde verweisen, die wohl manchmal gehörig stürmisch sein müssen, so wie derzeit Friederike!
Liebe Morgengrüße vom Lu
Die struppigen Bäume in der ersten Reihe werden nicht ohne Grund als Windflüchter bezeichnet. Freut mich, dass sie dir gefallen.
Es ist Jahre her wie ich auf dem Darß war. Ich habe selten wo eine schönere, stimmungsvollere Landschaft gesehen. Man kann dort gucken, wenn auch nicht weit 🙂 LG
Mich spricht diese ganz eigen-artige Landschaft auch sehr an. Ich empfinde sie als sehr inspirierend – dieses besondere Licht, all das Holz, das nur darauf zu warten scheint, in irgendeiner Form in Szene gesetzt zu werden…
Liebe Maren, der Doppelbaum rührt mich sehr an. Ist das Liebe oder Freundschaft oder beschützt hier der eine den anderen? Ich hoffe, das Fallen wird noch sehr lange warten müssen. Ein wunderschönes Foto hast Du da gemacht. Liebe Grüsse Ulrike
Was auch immer es ist, liebe Ulrike, die Verbindung schien mir stabil zu sein und der Standort so weit vom Ufer entfernt, dass sie Wind und Wellen wohl noch eine ganze Weile trotzen wird. Zu zweit sicher länger als allein.
Können Bäume denken?? Auf jeden Fall haben die von Dir abgelichteten alle einen ausgeprägten Charakter – scheint mir…
Mal wieder tolle Bilder, danke dafür!
Das, was du Charakter nennst, nehme ich bei Bäumen auch oft wahr, Eva. Schön, dass dir die Fotos gefallen!
Ist ja witzig mit Deiner Friseurin – ich habe in Mecklenburg-Vorpommern gerade das Gefühl von Weite (weil nicht überall Häuser stehen). Und den Darß liebe ich ganz besonders. Schöne Fotos!!!
Ja, es ist faszinierend, was Landschaften in uns auslösen, wie unterschiedlich sie auf unterschiedliche Menschen wirken. Ich bin vor allem immer wieder froh, dass es einen Großteil der Menschheit offenbar bevorzugt dahin zieht, wo schon viele andere sind. So muss man oft nur ein kleines Stück weiter gehen, um das „Paradies“ zu erreichen. Aber wem sage ich das…
Hallo Maren,
ein sehr schöner Bericht ! Und was du vorhast versuche ich auch gerade : einmal die ganze Ostseeküste bis hoch nach Königsberg …bisher habe ich es bis auf die Spitze der polnischen Halbinsel Hel geschafft…das wäre auch was für deine Friseurin denn wann man da an der Spitze steht hat man von 3 Seiten Ostsee pure ! Ansonsten ist es bei mir genau umgekehrt, ich finde Fehmarn zu vollgestellt …und liebe das Fischland (Wustrow) und den Darss , gerade wegen seinen Bäumen und der wilden Küste !
Lieber Gruss, Jürgen
Hallo Jürgen, das ist mir auch schon aufgefallen, dass es dich an die wilden Küsten im Osten zieht. Ich freue mich immer sehr an deinen Fotos von dort. Den Tipp mit der Halbinsel Hel gebe ich gern an meine Friseurin weiter. Könnte mir allerdings vorstellen, dass ihr die Anfahrt zu weit ist. 😉