Absichtslos Raum greifen

Am Mäandern mag ich alles. Das fängt mit dem Wort an, in dem das Tun verheißungsvoll mitschwingt – dieses Bedächtige, Absichtslose und zugleich Raumgreifende. Mäandern wie ein Fluss, das geht immer, auch und ganz besonders, wenn für einen strammen Marsch die Energie fehlt.

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Das stadtmüde Auge verliert sich sogleich, in diesem Fall im Blau des Sees. Zarte Gräser malen mit ihren Schatten Linien in die spiegelnde Oberfläche. Am Grund ruhen Steine. Sie kann kein Wässerchen trüben.

Wie geheimnisvoll erscheint das Ensemble durch den löchrigen Baum zur Rechten. Das innere Kind mag sich kaum lösen von dem überdimensionalen Schlüsselloch.

Das kleine Flüsschen zur Linken ist mit seiner urwaldähnlichen Dichte kaum weniger magisch. Ich folge ihm eine lange Weile, Windung um Windung.

Bisweilen ist mir, als hätte ich es verloren, in einem Waldstück, auf einer Wiese. „Erst weiß, dann gelb, dann rot / das ist der Wiese Tod“, deklamierte die Tante einst auf gemeinsamen Spaziergängen. Erst die rotblühenden Gräser kündeten von der bevorstehenden Heumahd, erklärte sie dem staunenden Kind. Diese Wiese, denke ich flüchtig, hat noch ein gutes Stück Leben vor sich.

Ich verabschiede mich vom kleinen Flüsschen und tauche in einen jungen Birkenhain. Auch hier blüht es wie auf einer Hochzeit.

Sternmiere ergießt sich am Wegesrand…

… wetteifert mit Weißdorn, wessen Fülle wohl verschwenderischer ist.

Auf dem Waldboden vollführt das Licht der Sonne einen stillen Tanz.

Am Ufer des großen Flüsschens dauert der Tanz an. Wie nur, frage ich ich mich, wieder ein ordentliches Stück weiter, erzeugt solch sanftes Fließen solche Stromlinien?

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Das Gebiet zwischen Segeberger See („der See“), Rönne („das kleine Flüsschen“) und Trave („das große Flüsschen“) in Schleswig-Holstein kann ich zum Mäandern sehr empfehlen.