Von Herzen und Fischen

Seit Jahren verschandeln auch in Hamburg Massen von Vorhängeschlössern ganze Brücken in dem untauglichen Bemühen, der Liebe Dauer zu verleihen, indem man sie in Ketten legt. In Paris brach unter der Last der „Liebesschlösser“ (was für ein Wort!) jüngst sogar ein Teil des Geländers auf der Fußgängerbrücke Pont des Arts zusammen. Wie leicht nimmt sich dagegen das Geländer der Brücke über den Isebekkanal am Eppendorfer Baum aus. Fische schweben zwischen schmiedeeisernen Wellenlinien, dass man meint, sie könnten fliegen. Geschaffen hat sie um 1927 herum der Maler und Bildhauer Richard Haizmann.

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Im Auftrag des Hamburger Senats fertigte Haizmann später auch noch eine Brunnenfigur für den Kinderspielplatz an der Humboldtstraße: einen großen bronzenen Wasserspeier, nicht Mensch, nicht Tier, ein sprühendes Fabelwesen, das die Kinder begeisterte, aber die Gemüter nicht nur einiger Stadtväter von Anfang an erregte. 1937 wurde der Wasserspeier schließlich wieder abmontiert, in der NS-Wanderausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt und danach vermutlich eingeschmolzen. Seit 1994 steht eine Rekonstruktion des Werks am Rande des Kinderplanschbeckens im Stadtpark. In diesen Tagen ist es umgeben von Sandbergen und Beton: Der Stadtpark macht sich hübsch für seinen 100. Geburtstag Anfang Juli.

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Die Fische an der Eppendorfer Brücke wurden übrigens vor ein paar Jahren von Hamburger Schulkindern bemalt. Auch wenn der Lack inzwischen schon ein bisschen ab ist: Mir gefällt’s, gerade auch eingedenk der Geschichte von Haizmanns Wasserspeier.

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