Noch mehr Augen-Blicke

Das großformatige Wandgemälde an der Langen Reihe, ganz in der Nähe von Schauspielhaus und Hamburger Hauptbahnhof, ist ausweislich der Signatur schon von 2017. Ich gehe nicht allzu oft dort entlang, aber alle paar Monate bestimmt. Erst jetzt, wo die Begrenzung auf Blickkontakte quasi alltäglich geworden ist, sehe ich das Mural. Wie begrenzt ist doch das, was ich (für) wahr( )nehme! Gut, dass sich nicht auch noch die anderen Sinne einmischen!

Das Auge sagte eines Tages: „Ich sehe hinter diesen Tälern im blauen Dunst einen Berg. Ist er nicht wunderschön?“ Das Ohr lauschte und sagte nach einer Weile: „Wo ist der Berg? Ich höre keinen!“ Darauf sagte die Hand: „Ich versuche vergeblich, ihn zu greifen. Ich finde keinen Berg!“ Die Nase sagte: „Ich rieche nichts. Da ist kein Berg!“ Da wandte sich das Auge in eine andere Richtung. Die anderen diskutierten weiter über diese merkwürdige Täuschung und kamen zu dem Schluss: „Mit dem Auge stimmt etwas nicht!“

Khalil Gibran

2 Kommentare zu “Noch mehr Augen-Blicke

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