Himmel über dem Moor

Wow, dieser Ort trägt seinen Namen zu Recht! Zumindest an einem bewegten Tag wie heute. Schwer lasten die Wolken auf dem Wasser, als ich mich dem Himmelmoor bei Quickborn vom Torfwerk aus nähere. Nur ein schmaler Streifen Land trennt das satte Grau oben von dem satten Grau darunter.

Mit seinen 600 Hektar ist das Himmelmoor das größte Hochmoor Schleswig-Holsteins. Ab Ende des 18. Jahrhunderts wurde es entwässert, um Agrarflächen zu schaffen und Torf abzubauen, der an der mächtigsten Stelle einmal zehn Meter dick war. Ursprünglich war geplant, so lange mit dem Abbau fortzufahren, bis das Moor komplett verschwunden ist. Inzwischen wird es aber schrittweise renaturiert, Flächen im Nordteil wurden bereits wiedervernässt.

Ein zehn Kilometer langer Wanderweg führt einmal rund ums Himmelmoor und auch noch ein Stück durch Wald und Feld. Zum Teil folgt er den Gleisen der Torfbahn. Herrlich, wie der schwarzbraune Grund bei jedem Schritt schwingt…

Die Wolken baden inzwischen in Blau.

17 Kommentare zu “Himmel über dem Moor

    • Ich war selbst ziemlich beeindruckt, Sonja. Obwohl es von meinem Zuhause nur bummelig 20 Kilometer sind bis zum moorigen Himmel, war ich gestern auch zum ersten Mal dort. Besonders spannend fand ich das Nebeneinander von Ecken, die sich die Natur bereits zurückerobert hat und anderen, in denen man jeden Moment damit rechnet, dass neben einem ein Torfstecher auftaucht.

    • Dieses Gehgefühl hat Suchtpotential, würde ich behaupten. Ich gerate ja schon auf Waldpfaden in verzücktes Schwingen, aber das ist nichts im Vergleich zu Torf mit der richtigen Menge Wasser im Speicher – federnd, aber nicht bröselig.

  1. einfach nur herrlich. So ungefähr stellte ich mir eine Landschaft „bei Hamburg“ vor, wo ich meinen Schwanenroman beginnen ließ. Mit dem Unterschied, dass man von meinem imaginierten Sumpfgebiet aus ferne am Horizont das Meer aufleuchten sehen kann. Ob es solch ein Sumpfgebiet in der Nähe von Hamburg wohl gibt? Wenn jemand, dann weißt du es.
    „Schwer lastete der Himmel auf der flachen Landschaft und spiegelte sich grau und düster in den Gräben und Brackwassern, die jetzt, bei steigender Flut, zu flachen Seen zusammenflossen. Bei einsetzender Ebbe würden sie ihren Grund aus Schlick und Modder wieder freigeben. Denn auf unterirdischen Wegen wirkte der Gezeitenstrom der Ozeane noch hinein in diesen einstmals amphibischen Lebensraum“.

    • Hach, liebe Gerda, nun gehe ich schon einen Tag mit allen „Sümpfen“ der Umgebung schwanger. Spontan dachte ich, so eine Landschaft „bei Hamburg“, wie soll das gehen? Wie soll man von hier aus „ferne am Horizont das Meer aufleuchten“ sehen? Stattdessen poppten Bilder von der schleswig-holsteinischen Westküste hoch: Dithmarschen vor allen anderen (Friedrichskoogspitze!). Nicht dass man dort viel vom Meer sieht, wenn man mit den Füßen in der Marsch steht. Ist ja immer noch ein Deich dazwischen. – Dann las ich noch einmal den letzten Absatz deines Kommentars… und soll ich dir was sagen: Es gibt so einen Ort oder doch so ähnlich. Nicht „bei“ sondern „mitten in“ Hamburg: das Heuckenlock an der Süderelbe, einer der letzten Tideauenwälder Europas, von Süßwasserprilen durchzogen. Ich war früher oft mit einer Tante dort, die in der Nähe lebte – und heute wieder, es ließ mir keine Ruhe. Es war gerade Ebbe…

    • Und als ich nach ein paar Stunden fröhlichen Herumstreifens wieder im Auto saß, fing es – bei strahlendem Sonnenschein – auch noch an zu regnen. Dass ich womöglich einen veritablen Regenbogen über dem Moorsee verpasst habe, macht mich schon ein bisschen traurig. 😉

      • Jetzt bist du aber gierig: Nicht nur grau in grau plus Farbe plus federweichen Moorboden, sondern auch noch den Regenbogen wollend 🙂 Aber dass dich als Fotografin betrübt, eventuell dieses Bild verpasst zu haben, verstehe ich 🙂

  2. 600 Hektar… viermal so groß wie „mein“ Moor hier. Traumhaft! Und traumhafte Fotos!
    Wenn ich daran denke, was durch Dorfabbau vernichtet wurde, werde ich immer tieftraurig.

    • Der Torfabbau im Himmelmoor ging bis in die jüngste Vergangenheit, Anna. Renaturierung und Abbau liefen sozusagen parallel. Ursprünglich sollte wohl erst 2020 Schluss sein. Soweit ich weiß, wird aber seit 2018 kein Torf mehr abgebaut. Ich stelle mir vor, wie es sein mag, in 30, 40 Jahren dort herumzustreifen… Bestimmt noch traumhafter!

      • Unglaublich, so lange noch… Hier bis in die 60er, glaube ich. Ja, das wird fantastisch, wenn das Gebiet sich erholt. Ich kann mich an Deinen Fotos gar nicht sattsehen. 🙂

  3. Wunderbar stille Bilder in einer stillen Landschaft, liebe Maren – mir gefällt ganz besonders das letzte Bild sehr. Die Schienen der Torfbahn wirken nahezu surreal.
    Herzliche Sonntagsgrüße
    Ulli

    • Das letzte Foto mag ich auch sehr gern, liebe Ulli. Es erinnert mich an die „Klatschbilder“, die wir als Kinder produziert haben. Kennst du die? Wasserfarbe aufs Papier, nicht zu viel Wasser, aber auch nicht zu wenig, und dann zusammenfalten, draufklatschen, auseinanderfalten – und über die Spiegelformen staunen. 🙂

  4. Pingback: Ein Hauch Realität | Von Orten und Menschen

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