Ein Pott voll Farbe

p1170002„Bade deine Füße in Frohsinn“, lese ich auf einem bunten Bild und nicke, sozusagen instant-überzeugt. Wer jemals bis ins Mark durchgefroren von einem ausgiebigen Winterspaziergang zurückgekehrt ist, weiß, dass er seine unteren Extremitäten wiederbeleben muss, der Rest kommt dann von ganz allein. Langsam kriecht die Wärme die Schenkel hoch, füllt erst den Po und dann den Rumpf, strömt weiter in die Arme und Hände und ganz zuletzt auch in den Kopf. So ähnlich stelle ich es mir vor, wenn man seine Füße in Frohsinn badet.

p1160964Gefunden habe ich den Satz im Essener Unperfekthaus. Über das vor zwölf Jahren gegründete UpH weiß ich nicht viel mehr als das, was man zum Beispiel bei Wikipedia nachlesen kann. Das Haus in der City bietet Gastronomie, Tagungsräume und ein „WG-Hotel“. Im Mittelpunkt aber steht das „Künstlerdorf“: Auf 4000 Quadratmetern, verteilt auf sieben Etagen über und unter der Erde, finden allerlei Kreative Raum zur Verwirklichung ihrer Ideen. Auf Vorgaben wird verzichtet; Bedingung ist lediglich, dass die Aktivitäten legal, interessant für mögliche Zuschauer und offen für Publikum sind. Denn die Besucher sind wichtiger Bestandteil des Konzepts, Begegnungen zu schaffen: Inspiration für die Gäste, Bühne und potentielle Kunden für die Kreativen.

p1170006Wie gut das Konzept funktioniert, kann ich nach einem Besuch nicht beurteilen, zumal zwar viel Kunst zu sehen war aber nicht so viele Menschen, die sie schaffen. Eine gute Portion Frohsinn habe ich beim Herumstromern auf jeden Fall getankt.

p1160995Weil es überall so schön bunt ist.

p1170008Und unaufgeräumt.

p1160989Und weil es auch da, wo gerade niemand war, so aussah, als würde gleich etwas passieren.

p1160984Wegen Mr. Ruhrpott im Treppenhaus natürlich.

p1160988Und ein bisschen auch wegen der klassenkämpferischen Preisgestaltung. Dat dat dat noch gibt!

6 Kommentare zu “Ein Pott voll Farbe

    • Ich drück dir / euch die Daumen. Wobei ich nicht mal weiß, ob es Vergleichbares woanders in Deutschland gibt. Was mir auch gut gefallen hat: Der Eintritt, den man als Besucher zahlt, ist zugleich eine Flatrate für Kaffee, Tee und Softdrinks, mit denen man sich an verschiedenen Stationen im Gebäude selbst versorgen kann..

  1. Kunst ohne Künstler, das ist interessant. Vielleicht gilt die Abwesenheit der Künstler ja auch als Kunst: das Kunstwerk negiert sein Gemachtsein und beansprucht eigenes Schöpferpotential, es schafft den Künstler ab als Fortsetzung seiner Arbeit und erweitert damit den Horizont des Betrachters, der ungebremst von der körperlichen Anwensenheit des Pinselträgers seinen Blick ins Unendliche richten kann.
    Ich hör‘ ja schon auf, aber das erinnert mich so schön an einen von mir unrechtmäßig belauschten Vortrag eines „Kunstkenners“, den er seiner Frau hielt, während sie vor einem Bild standen, auf dem ungelogen NICHTS zu sehen war. Loriot hätte da keine bessere Expertise erstellen können.

    Mit freundlchen Grüßen,

    Dr. Müller-Lüdenscheid

    • Sie und Kunst, werter Herr Müller-Lüdenscheidt? Ich kann nur annehmen, dass Sie das Stichwort Baden auf die Fährte gelockt hat. Ja, mit Freud und Leid des Bades, da kennen Sie sich ohne Zweifel aus, wenngleich Ihre und Dr. Klöbners Wanne wohl kaum mit Frohsinn gefüllt war. Obwohl… denkt man Sie beide fort, betrachtet das Bad quasi befreit von der körperlichen Anwesenheit seiner Insassen (mit Ausnahme natürlich der Ente)… hach, wenn schon keine große Kunst, so doch: welch Potential!

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