Berlin-Schnipsel (2)

P1050658– Sag schon, wie findest du mich? Gefällt dir mein Kleid?

– Gut, ja. Äh… ich trag ja selbst meistens Hosen…

Ob Adorno Kostüme mochte? Sie nimmt sich vor, das zu recherchieren.

P1050669– Hier sind wir groß geworden. Hier wollen wir alt werden.

– Ja, stimmt: Gentrifizierung ist ein Problem. Aber das sieht hier schon arg runtergekommen aus, finde ich…

– Keine Schönheits-OPs!

Schönheits-OP? denkt sie. Wohl eher eine am offenen Herzen…

P1050687– Migration is not a crime.

Der Aussage kann sie ohne Wenn und Aber zustimmen. Hos geldiniz, herzlich willkommen, steht an dem Haus, das mit seinen Erd-, Wasser- und Himmelfarben dem Auge für einen Moment Ruhe bietet. Es wird der letzte sein bis zum Ende der langen Straße. Jeder Quadratmeter Fassade ist mit Graffiti bemalt und besprüht. Sie staunt: Was für ein Bedürfnis, sich mitzuteilen! Immerzu nimmt in dieser Stadt einer Stellung. Immerzu fordert einer, Stellung zu beziehen.

P1050637– Bühne ist jede Sekunde im Leben, Meinung geben!

Sie muss lachen. In einem Hinterhof schwebt, leuchtend blau-rot-gelb, eine Art Berlin-Essenz vor ihren Augen.

Sie schließt die Haustür hinter sich, schiebt die Kapuze über den Kopf und betritt den Tag.

P1050639Verrückt, denkt sie. Sogar Strategien, wie man am besten mit ihr umgeht, schreibt diese Stadt noch an die Wand.