Jutta Bauer. Selma. Oldenburg 1999
Kirsten Boie. Josef Schaf will auch einen Menschen. Illustriert von Philip Waechter. Hamburg 2002
Staubwischen macht reich. Jedenfalls innerlich. Jedenfalls, wenn unter der Staubschicht die allerliebsten Bilderbücher zum Vorschein kommen. Das innere Kind jubelt und beginnt zu blättern…
Und findet vielleicht Selma, die jeden Morgen bei Sonnenaufgang etwas Gras frißt, vormittags mit den Kindern spricht, nachmittags ein bisschen Sport treibt, dann wieder etwas Gras frißt, abends mit Frau Meier plaudert und danach tief und fest schläft – und genau das auch tun würde, wenn sie mehr Zeit hätte oder im Lotto gewinnen würde.
Selma ist ein Schaf, und sie weiß, was Glück ist. Ihre „Mutter“ heißt Jutta Bauer. Das ist die, die auch die megatolle Königin der Farben gemalt hat – und noch zwei, drei andere Bücher, die ich niemals wieder hergeben würde. Davon erzähle ich ein anderes Mal.
Ich glaube, Selma ist irgendwie verwandt mit dem Fischer in Heinrich Bölls Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral. Darin will ein Tourist den Fischer überzeugen, dass man jetzt viel arbeiten muss, um später einmal nicht mehr arbeiten zu müssen. Der Fischer hält nicht so viel von diesem Gedanken, denn er genießt schon jetzt sein Leben und ist zufrieden mit dem, was er hat.
Josef Schaf ist nicht zufrieden. Er will auch einen Menschen und nicht immer nur seine peinliche alte Stoffpuppe mit in die Schule bringen.
„Natürlich kriegst du keinen Menschen“, sagt Papa Schaf beim Mittagessen. „Das haben wir dir schon tausendmal gesagt. Aus, Punkt, Schluss.“
„In meiner Klasse haben alle einen!“, sagt Josef Schaf böse. „Alle! Immer darf nur ich nichts!“
„Man redet nicht mit vollem Mund“, sagt Mama Schaf ganz lieb. „Du weißt doch, dass Papa und ich nichts von Hausmenschen halten. Es ist Menschenquälerei!“
Die Geschichte von Josef Schaf hat Kirsten Boie geschrieben, die Illustrationen sind von Philip Waechter. Mag sein, es ist nicht hundertprozentig politisch korrekt, wenn Cara Kalb zum Kuschelmenschtag in der Schule einen echten schwarzen Menschen dabei hat, Sharon Schwein eine Chinesin und Heiko Hund sogar einen Eskimo – aber zum Kaputtlachen ist es allemal. Für Erwachsene wahrscheinlich noch mehr als für Kinder.
Das Staubwischen habe ich übrigens inzwischen eingestellt.