Ein Meer aus Sand

P1090141Tief versinkt der Fuß im feinen roten Sand. Schritt für Schritt füllen sich die dicken Socken, die wir an Stelle von Schuhen tragen. Bald schon fühlt es sich an wie auf Schaumgummi zu laufen – nur viel bewegter. Bei jedem Schritt den Dünenkamm hinauf gerät der lose Untergrund ins Rutschen. Mit jedem Meter Höhe, den wir gewinnen, scheint zugleich der Wind zuzulegen, der dieses Kunstwerk der Natur immer wieder neu erschafft.

P1090163Hu, ist das hoch! Und der Grat so schmal, dass einem schwindelig werden kann. Zum Glück herrscht früh am Morgen noch nicht allzu viel Betrieb auf der Dune 45. Entgegenkommern auszuweichen ist jedes Mal ein bisschen wie in den Abgrund treten. Vor allem mental, denn tatsächlich bildet sich ja mit jedem Tritt zur Seite sogleich eine temporäre neue Standfläche.

P1090156Bis zu 300 Meter hoch sind viele der Sanddünen, die das Tal einschließen, Big Daddy schafft noch einige Meter mehr. Die Dune 45 ist zwar deutlich niedriger, aber hoch genug um zu erkennen, warum die Dünen rund um das Sossusvlei als Sterndünen bezeichnet werden: Von der Spitze aus verlaufen oft mehrere Kämme in verschiedene Richtungen – eine Folge der Winde, die hier ständig aus unterschiedlichen Richtungen wehen.

P1090146Die Dünen-Namib erstreckt sich auf einem bis zu 150 Kilometer breiten Streifen entlang der Küste Namibias zwischen dem Bett des Trockenflusses Kuiseb südlich von Swakopmund und dem Oranje-Fluss an der Grenze zu Südafrika. Auch die Wüste selbst wird von Trockenflüssen durchschnitten, die sich in den Sandmassen verlieren und dabei ebene Lehmpfannen bilden, die sogenannten Vleis.

P1090193Am weitesten reicht der Tsauchab-Trockenfluss in das Meer aus Sand hinein. Jahrhundertealte Kameldornbäume, die mit ihren langen Wurzeln das unter der trockenen Kruste gespeicherte Wasser erreichen können, verraten seinen Lauf. Nur selten führt der Tsauchab Wasser, noch seltener sind die Wassermassen stark genug, um das Sossusvlei zu erreichen. Sossus bedeutet in der Sprache der Nama „blinder Fluss“.

P1090176Das Dead Vlei ganz am Ende unserer Wanderung ist durch eine Düne sogar komplett vom Flussbett abgeschnitten.

P1090249Der bizarren Schönheit dieser Senke mit ihren abgestorbenen Bäumen auf hellockerfarbenem Lehmboden, eingerahmt von orangerotem Dünensand und einem strahlend blauen Himmel, tut das keinen Abbruch.

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